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Linksliberale Hegemonie und das Ende der Soziokultur

KOMM ade! Kompromiss ade! Kontemporär ade!

Think Big! Doch da gehen einem die Visionen aus, im November, zwei Tage nach 11/5, als „zwei Irre außer Rand und Band“ (taz) sich an die Spitze der größten Militärmacht im Erdenrund gelogen haben, zwei Tage vor 11/9, dem ambivalentesten Datum deutscher Geschichte. Ja, sind wir schon auf dem Weg zum Mars? Stülpt das Ende der Geschichte nach 35 Jahren das Vakuum hinter dem neuen Eisernen Vorhang überuns? Oder wird der Tiefpunkt der Zivilisation vor 86 Jahren ganz einfach in die koloniale Ambition kapitalistischer Skrupellosigkeiten eingereiht!? Ach, und dann noch die Nacht, in der die linksliberale Hegemonie erstarb, Deutschland im Herbst, als ein paar aufgeblasene Egos einfach die Ampel abgeschaltet haben, ohne den Leuten ein Beispiel zu geben, wie es geht: sich zusammenzuraufen. Think big, daran denkt heute kein Schwein mehr, an einem Tag wie diesem, wenn sich November in unseren Träumen breitmacht, zitternder Atem in trübem Nebel leise nach Traumbildern ruft, steife Glieder aber in die abgekühlte Nacht entfliehen, in rüdem Stechschritt und hasserfülltem Schrei erschöpft…

Dann der endgültige Tiefschlag im Kunstkulturquartier, im Kunsthaus oder wie auch immer: vom KOMM nichts mehr übrig, der kurze Sommer autonomer Haltung und soziokultureller Praxis geschliffen bis auf die Grundmauern. Weiße Wände, Pforte aus Resopal, schöne, saubere Kultur, unmissverständlich, ganz ohne Meinungsverschiedenheiten, akademisch belorbeert, bieder bekränzt, der Zauber dahin. O. O. zeigt sich irritiert: „Wie? Ist mir nicht bekannt, da bin ich nie gewesen.“ Hier war aber immer was los, eingekesselt, gestürmt, umbenannt, heute wieder wie vor dem Ersten Weltkrieg. Ideen auch damals, große Hoffnung, Aufbruch, ohne Zukunft. Im Gegenteil…