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Der Flaneur und das Fresko

L’ultima moda o ultima nota

Ach nee! Mein Kaffee ist kalt, mein Erstaunen groß und die Tiefen auf dem Server unergründlich. Da habe ich doch glatt noch ein paar Fotos entdeckt, die ganz, ganz kurz vor der Pandemie aufgenommen wurden. Na ja, eyepollution ist im Grunde bisschen anders, aber da sollte man einfach mal ein Auge zudrücken. Sowieso findet ihr auf eyepollution.com/Gallery auch Graffitis – die gibt’s ja auch mini-mini und ganz klein, ein paar eigentlichere Street-Art-Dinger, größer jedenfalls als die klassische eyepollution-Optik, also Abziehbildchen, Aufkleber, Miniaturen auf der Haut der Stadt, ebenfalls auf eyepollution.com. Da bestätigen halt die Ausnahmen die Regel des totalen Close-up, das eyepollution verlangt. Und wie ließe sich in diesen gottlosen Zeiten, in denen selbst die Innenräume der Gotteshäuser und Kirchenpaläste kommerziell zur Ausbeutung bereitstehen, eine wahrhaftigere Erzählung bewerkstelligen als outdoor auf den Wänden der Stadt. Na ja, ganz schön optimistisch formuliert…

Diese Fotos hier entstanden an einem dunklen Vormittag im Januar 2020. Ich weiß gar nicht, ob Prof. Dr. Christian Drosten da bereits bei Jörg Thadeusz im Talk aus Berlin zu Gast gewesen ist, die potentiellen Gefahren einer globalen Pandemie erklärte, was China-Reisende zu der Zeit beachten sollten, Risiken und Folgen einer Ansteckung sowie einer weltweiten Epidemie und deren Tragweite für das Verhalten des einzelnen und der gesamten Gesellschaft an die noch etwas rammdösige deutsche Gemütswand malte. Also, noch etwas unbedarft und kaum erschreckt auf einer zufälligen Trödeltour von unserer Home-Base am Platz der Luftbrücke in Richtung nördliches Kreuzberg, alles zwischen Mehringplatz und taz, Wilhelm- und Lindenstraße. Natürlich ist der Kiez alles andere als kein klassisches eyepollution-Terrain, aber ebenso der offizielle Schauplatz der „Wandbilder Berlin“, einer Website von Doris Rieck (wandbilderberlin.de): „Wandbilder, aber auch besprühte Mauern oder Trafohäuschen sind eine Form der Kunst, Street Art. Diese Website dokumentiert weit über Tausend davon. Aus Berlin, Deutschland und der ganzen Welt.“

Die Kamera zieht noch weiter auf und wir befinden uns immer noch im magischen Viereck nördlich des Halleschen Tors. Auf eyepollution.com/Gallery/Totale oder irgendwo anders auf dieser Site sind auch einige Ausnahmen des Blicks zu sehen, der eigentlich auf die Poren der Stadt zu starren pflegt. Hier geht der Kopf mal in den Nacken und stellt den Fokus auf Weitwinkel. Ist ja mittlerweile salonfähig so ein Mural oder Wandbild, oder welche Bezeichnung dieser Art von Street-Art sonst noch zuteil wird. Bei diesen Fotos geht’s dann schon weg vom EDEKA Friedrichsstraße und Richtung Theodor-Wolff-Park mit Basketball Court und mächtig auf die Wilhelmstraße zu, nahe des berühmten Sitzes einer politischen Partei und des noch berühmteren Namenspatrons, dem schon von uns gegangenen Frontman, der dem Whiskey nicht abgeneigt gewesen sein soll. Die Stichworte hierzu: Jadore Tong, Mural Art und PichAvo etc…

Ach, Berlin zu Fuß, da kann ich immer wieder nur auf den Spaziergang des Flaneurs von Köpenick bis zum Bahnhof Zoologischer Garten (eyepollution.com/Köpenick-Zoo) verweisen…

Berlin 01.2020