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Schön war’s in Berlin

Zwischen Tag und Nacht im märkischen Sand

Im Winter ist es vielleicht nicht so schön in Berlin, im Angesicht der sprichwörtlichen Russenpeitsche, rein witterungstechnisch gesehen. Aber Kultur hört ja nie auf, Spielzeug und Spaßbad für alle und jeden. Jetzt zum Beispiel Amyl and the Sniffers in der Columbia-Halle, Träum weiter – Berlin, die 90er bei c|o Berlin oder Berlin, Berlin in der Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie!!! Aber ist das Berlin!?

Berlin mal wieder! Lebt über seine Verhältnisse, keine Rücklagen, „Berlin muss weiter sparen“. Die politische Wahrheit: ein gnadenloses Streichkonzert. Ein Schelm, der Musikstück oder Aufführung für Streichinstrumente dabei denkt. Ausgabenstopp und knallharte Sparmaßnahmen, Leistungsreduzierungen oder gar keine Unterstützung durch den Senat, preußischer formuliert. Knapp 40 Mrd. Euro ist der Haushalt schwer, und Sprache sülzt schon alles kompakt und klein: drei-Milliarden-Sparpaket papperlapapp. Und das Ende ist nicht abzusehen: der Regierende Bär, Kai Wegner, kündigt weiter Strukturveränderungen an, die „Konsolidierungsliste“ wird länger und länger. Auch wieder schöne Worte anstatt Kürzung, Einsparung, Streichung. Zwei Milliarden sollen es sein, eine Milliarde geht noch, indem die Einnahmen erhöht, also alles verteuert, Landesunternehmen geschröpft und alternativ finanziert wird, was auch immer das heißen mag. Betroffen sind der Reihe nach: Verkehr, Umwelt, Bildung, Kultur etc., zum Beispiel kein 29-Euro-Ticket mehr, viel weniger Spreepark, Kita-Ausbau oder Brennpunktzulage ade. Die Kultur verliert 12 Prozent ihres Budgets, 130 Mio. in Euro und Cent.

Columbia-Halle, c|o Berlin oder Fotomuseum betrifft das wenig. Geschwächt bis vernichtet wird die freie Szene, Underground, alternative Projekte, schon immer ein Faktor in Berlin, und weshalb es dort so schön ist. Da springt der Hauptstadtkulturfonds ein und bindet der Kapitale einen Bären auf: mit 6,2 Mio. Euro für 70 Projekte. Kulturstaatsministerin Claudia Roth: Der Bund steht zu seiner Verantwortung für die freie Szene. Bärenkultursenator Joe Chialo: Die Auswahl unterstreicht die außergewöhnliche Dynamik und Innovationskraft der Berliner Kunst- und Kulturszene. Na dann, bis zum nächsten Mal, schön war’s in Berlin.

Berlin 11.2024