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Metropolis

Friedhof der Träume

„Sie kommen jeden Tag und verunstalten unsere Städte. Sie hinterlassen überall ihre idiotischen Schriftzüge. Sie machen aus der Welt einen hässlichen Ort.“     Banksy

Gemeint ist nicht Eyepollution – na ja, vielleicht ein bisschen – nein, der britische Street-Art-Superstar nimmt das aufs Korn, was den öffentlichen Raum eigentlich verunstaltet, genauer gesagt: „Wir nennen es Werbeagenturen und Stadtplaner.“ Vom Dickicht der Städte, wo der Mensch in ewigem Kampf sein Leben zu retten versucht, bis zur Krone der Zivilisation ist es nur ein Schritt, wie vom Schaum unserer Tage bis zum Abschaum der Menschheit. Die Stadt ist todernst und ebenso heiter, verklärt und übel beleumundet, putzig, wild, frech oder schön, gediegen und gesittet. „Gehen wir in die Stadt!“ Das genügt, um in den öffentlichen Raum zu gelangen. „Treten Sie doch näher, ja, noch näher!“ Und schon haben Sie Eyepollution im Blick. „When one is in town one amuses oneself. When one is in the country one amuses other people“. Stadt ist also auch eine Frage der Perspektive, definiert Oscar Wilde (Bunbury or The Importance of Being Earnest). Eyepollution werden Sie nur in den Schluchten der City finden, denn auf bayerischem Barock oder niedersächsischer Postmoderne ist Eyepollution nicht nur nicht erlaubt, sondern ein Affront gegen alle widerwärtigen Hässlichkeiten um uns her, eine Todsünde im ewigen Glaubensbekenntnis von Ödnis überall und dessen Gleichmachereigeheisches, ein Angriff auf die Festung unserer leergefegten Gemeinschaften und alles andere als Amusement für hohles, blindes Geäug.

Bleiben wir aber beim Thema: Eyepollution. Je mehr die Haut der Stadt geprägt ist von Eyepollution, desto schlechter ihr Ruf, wilder ihr Gesicht. Doch die  Menschen nehmen Anteil, sind Teil der Öffentlichkeit, bringen sich ein – in den öffentlichen Raum, beleben die Stadt. Je sauberer die Straßen, besser die Viertel, aufgeräumter das Image und Selbstverständnis der Bewohner, desto quadratischer, gezirkelter, eintöniger Ansichten, Aussichten und Sichtweisen, in jeglicher Hinsicht. Noch einmal, zur Wiederholung: Berlin, wohin es nicht nur Touristen aus aller Herren Länder zieht, sondern mittlerweile auch die Vogelwelt und andere Tiere zu Hause sind, gilt als Metropole, angesagt und schick, wild und bunt, außer vielleicht an den piefigen Ecken und Winkeln. Gerade so wie bei Frank Wedekind: „Berlin ist eben keine Stadt, sondern ein trauriger Notbehelf, ein Konglomerat von Kalamitäten.“ Doch auch die Subkultur, gerade wenn sie angesagt ist, lässt die Kassen klingeln.